Als die Vollversammlung der Vereinten Nationen am 20. November 1989 das »Übereinkommen über die Rechte des Kindes«, die UN-Kinderrechtskonvention (KRK), einstimmig annahm, war dies das erste Mal in der Geschichte, dass die Rechte der jüngsten Weltbürger durch einen internationalen Vertrag anerkannt wurden. Erstmals fand die Beziehung zwischen dem Wohlergehen der Kinder und dem Befinden der Gesellschaft, der sie angehörten, offiziell Anerkennung.
Die UN-Kinderrechtskonvention sichert allen Kindern die gleichen Rechte wie den Erwachsenen zu – z.B. auf Gesundheit, auf Bildung, Schutz, Chancengleichheit – ohne Diskriminierung. Zudem erkennt das Übereinkommen als erstes Instrument internationalen Rechts Kinder als soziale Akteure und Rechtsträger an.
Das 25-jährige Jubiläum der KRK wurde im Jahr 2014 in vielen Ländern gefeiert. Es war zugleich eine gute Gelegenheit für UNICEF eine Zwischenbilanz zu ziehen. Was wurde erreicht und welche Herausforderungen bestehen noch? Welche neuen Wege sind zu beschreiten, um die eher vernachlässigten Kinder zu erreichen, die weniger sichtbaren und die fast vergessenen?
Fast überall auf der Welt hat die UN-Kinderrechtskonvention viele Veränderungen angeregt oder befördert; das betrifft Gesetze ebenso wie Kinderschutzprogramme. So bekommen viele Kinder Gelegenheit zu freier Entfaltung. Auf fast allen Feldern kindlicher Entwicklung wurden Fortschritte erzielt. So sank die Zahl der Kinder, die vor ihrem fünften Geburtstag starben, auf die Hälfte. Mehr Kinder als zuvor können sauberes Wasser trinken, mehr Kinder haben Zugang zu Schulen bzw. Bildung und insgesamt werden sie mehr gehört und genießen sie das Recht der Teilhabe.
Im Laufe der Jahre veränderte sich die Sichtweise der Erwachsenen auf die Bedeutung der Kindheit. Kinder sind aktive Mit-Gestalter sozialer Veränderungen; sie werden seltener als nur abhängig von Erwachsenen gesehen.
Doch noch immer können wir nicht feststellen, dass die Rechte der Kinder tatsächlich wirken. Täglich sterben 17.000 Kinder vor ihrem fünften Geburtstag aus Gründen, die vermeidbar wären. Noch immer bleiben viele Mädchen zu Hause, ihre Brüder besuchen jedoch Schulen. Noch immer können viele Mütter in abgelegenen Gegenden ihrer Kinder nicht impfen lassen.
Eine riesige Zahl Kinder wächst weltweit in extremer Armut auf. Eines von vier Kindern in den Entwicklungsländern muss arbeiten und Kinderehen sind in Südasien und in Teilen Afrikas üblich.
Auch in Portugal wurde durch die UN-Kinderrechtskonvention vieles in Gang gesetzt und bereits erreicht. Die Kindersterblichkeit sank erheblich, die frühkindliche Bildung wird gefördert, Kinderarbeit wird bekämpft und Körperstrafen sind verboten, um nur einige Fortschritte zu nennen. Aber es gab immer noch genug zu tun, als nun – bedingt durch die Wirtschaftskrise – die weitere Umsetzung der Kinderrechte vor neue Herausforderungen gestellt wurde.
Im letzten Jahr veröffentlichte UNICEF Portugal einen Bericht über »Kinder und die Krise in Portugal – die Stimmen der Kinder, die staatlichen Programme und die Sozialindikatoren 2013«. Es war die erste nationale Studie dieser Art. Sie belegt, dass Kinder die Bevölkerungsgruppe sind, die am ehesten dem Armutsrisiko ausgesetzt sind. Seit dem Jahr 2010 verschlechterte sich ihre Situation durch die Haushaltskürzungen, die direkt auf das Wohlbefinden der Kinder durchschlagen, was ihre Gesundheit und Bildung sowie die Sozialunterstützung für Familien angeht. Und es betrifft besonders die ohnehin benachteiligten Kinder.
Zur gleichen Zeit belegte eine Studie des Innocenti Forschungszentrums der UNICEF den Einfluss der Wirtschaftskrise auf das Wohlbefinden der Kinder in den so genannten »entwickelten Ländern«2. Dabei wurden Daten verschiedener OECD-Staaten und den USA verglichen. Sie zeigen den Anstieg der Kinderarmut, die mit der Arbeitslosigkeit der Eltern zusammenhängt. In der Studie wird über die langfristigen Folgen für die Kinder gewarnt und wird eindringlich die Forderung nach Unterstützungs- bzw. Vorbeugungsprogrammen erhoben.
Die Rate der Kinderarmut ist für jede Gesellschaft einer der wichtigsten Indikatoren, weil daran abzusehen ist, wie die Regierungen jeweils versuchen, das Wohlbefinden der verletzlichsten Mitglieder ihrer Gesellschaft zu sichern. Kinderarmut ist immer auch ein Indikator dafür, wie es der Gesellschaft insgesamt geht.
Längst nicht erfüllt ist die Aufgabe, die Kinderrechte umzusetzen. Der Fortschritt auf dem Weg zu einer besseren Welt für alle Kinder vollzieht sich nicht überall gleich. Es ist darum unbedingt notwendig, die Ärmsten und Schwächsten zu unterstützen, damit alle am Fortschritt teilhaben können.
Madalena Marçal Grilo
1 Bericht verfügbar unter: www.unicef.pt/as-criancas-e-a-crise-em-portugal/