Wissenschaftler der Bellmunt Nursery School in Barcelona haben in den letzten Jahren die Beziehung zwischen Erwachsenen und Kindern untersucht und reflektiert und dabei herausgefunden, wann und wie positive Bindungen zu Kindern und ihren Familien am besten aufgebaut und entwickelt werden können, um dem Kind Stabilität und Sicherheit zu geben. Dabei waren die Erkenntnisse aus der Arbeit von Emmi Pikler besonders hilfreich, insbesondere bei den Betreuungs- oder Alltagssituationen, wie Windeln wechseln, Essens- und Ruhezeiten sowie bei der Art und Weise, wie wir uns zum Spiel positionieren.
Diese geben uns Einblicke in
• die Bindungen, die dem Kind Sicherheit geben;
• das autonome Spiel;
• den Entwicklungsstand des Kindes;
• die Geduld von Pädagoge und Kind.
Wir gingen von der Prämisse aus, dass Kinder in diesen Situationen der Pflege sich wohl fühlen. Dieses Wohlbefinden ist körperlich, weil dem Kind zum Beispiel die Windel gewechselt, es gefüttert oder ins Bett gebracht wurde. Es ist aber auch emotional, weil wir es in diesen Situationen begleiten, es ansprechen und wahrnehmen, uns mit ihm auseinander setzen. In der Art und Weise, wie sorgfältig wir dabei handeln, können wir dem Kind eine positive Reflexion ihrer selbst vermitteln. Das Kind muss spüren können, dass der Erwachsene es liebt, schätzt und respektiert. Kinder sind autonome und kompetente Wesen, die in all diesen Situationen aktiv mit ihren Fähigkeiten und ihrem Potenzial teilnehmen. Deshalb haben wir in den letzten Jahren die Art und Weise, wie wir die Kinder bei ihren Mahlzeiten begleiten, neu überdacht und modifiziert und dabei berücksichtigt, dass Essen mehr ist, als nur eine Nahrungsaufnahme. Es ist auch der Moment für Bindung, Beziehung, Autonomie und soziale Regeln.
Vertrauen und Geduld im Übergang
Das Essen ist eine intime Handlung für ein Kind und seine Familie. Schon während des Stillens erfährt die Mutter eine sehr enge, vertraute Bindung zu ihrem Kind. Der Umfang der Beziehung erweitert sich nach und nach, wenn z.B. das Kind neue Lebensmittel entdeckt und selbstständig essen kann. Wenn ein Kind in die Tageseinrichtung kommt, verlässt es die vertraute Umgebung seines familiären Umfelds und betritt einen neuen Ort mit anderen Erwachsenen und anderen Kindern, die es nicht kennt. Eine Bindung zu der Familie des Kindes herzustellen, ist deshalb der erste Schritt, den ErzieherInnen machen müssen, wenn ein Kind neu in die Kita kommt. Denn nur so können sie eine Bindung zum Kind knüpfen.
Die Bezugsperson
Ein vertrauensvoller Kontakt erfordert eine stabile Beziehung. Für den Erwachsenen ebenso, der durch Beobachtung und die Kenntnis der Interaktionen des Kindes ein wirkungsvoller Begleiter für das Kind sein kann; wie auch für das Kind selbst, für das Stabilität und das Wissen um seine Situation hilft, sich mit dem Erwachsenen zu verbinden. Stabilität und Konsistenz der Bindung fördert auch das Vertrauen der Kinder untereinander, jedoch nur in kleinen Gruppen. Eine Bezugsperson bringt Sicherheit in die Beziehung zwischen Erwachsenen und dem Kind und hilft ihm, sich in der neuen Umgebung der Kindertagesstätte zurechtzufinden. Sie trägt zur Entwicklung der sozialen Fertigkeiten des Kindes bei und sichert seine Individualität.
Um die Individualität des Kindes sicherzustellen und ihm bei seiner Entwicklung zu helfen, ist es wichtig, dass es jeden Tag für eine bestimmte Aktivität in der gleichen Reihenfolge von derselben Person begleitet wird. Aus diesem Grund müssen wir mit den Bedürfnissen des Kindes vertraut sein und die Routinen gemeinsam mit den anderen Pädagogen organisieren. In unserem Fall bekommen wir mittags von 11.30 bis 15.00Uhr Unterstützung von zusätzlichen Fachkräften.
Birthe Hedegaard Jensen M.A. ist Leiteiterin von Junibakken, Aarhus, Dänemark (Zentrum für Kinder von null bis sechs Jahren).
Den vollständigen Beitrag können Sie in unserer Ausgabe KINDER in Europa heute 01/18 lesen.