Gastherausgeber Jan Peeters stellt das Heft vor.
Bildung und Betreuung in der frühen Kindheit stehen ganz oben auf der politischen Tagesordnung der EU. Dafür gibt es viele Gründe: wirtschaftliche – dabei geht es um mehr Beschäftigung –, demographische – dabei geht es um mehr Geburten –, soziale – dabei geht es um mehr Beteiligung und Einbeziehung der Menschen – und bildungspolitische – dabei geht es um mehr gut ausgebildete Bürgerinnen und Bürger.
Auch die Einsicht, dass effektive frühpädagogische Tageseinrichtungen gut ausgebildetes Personal brauchen, wächst. Der OECD-Bericht »Starting Strong« von 2006 kam zu der Schlussfolgerung, dass »Forschungsergebnisse aus vielen Ländern die Auffassung bestätigen, dass Qualität auf dem Gebiet der Frühpädagogik eine entsprechende Ausbildung und angemessene Arbeitsbedingungen voraussetzt«.
In Europa setzt sich zwar mehr und mehr der Konsens durch, dass professionelleres Personal für die Arbeit mit jungen Kindern gebraucht wird, es besteht jedoch keine Übereinstimmung unter den Mitgliedsstaaten darüber, welche Art von Professionalität gemeint ist. Ich hoffe, diese Ausgabe von »KINDER in Europa« kann einen Beitrag zur Diskussion über die Bedeutung der Professionalität in Kindertageseinrichtungen und zur Umsetzung von Prinzip 8 im aktuellen Dokument von »KINDER in Europa« leisten: »eine professionelle Arbeitskraft, die für die pädagogische Arbeit mit Kindern von der Geburt bis zum Alter von sechs Jahren qualifiziert ist und nicht nur mit Kindern arbeitet, sondern auch mit deren Familien und der Gemeinde, in der sie leben«. (Das Strategiepapier von »KINDER in Europa« war in Betrifft KINDER, Heft 12/2007 veröffentlicht und ist im Internet unter in der Rubrik »KINDER in Europa« zu finden.)
In vielen Ländern besteht das Grundproblem – wie Pamela Oberhuemer und Inge Schreyer in ihrem Artikel zeigen – in der fortgesetzten Spaltung zwischen den Systemen der frühkindlichen Bildung und Betreuung und den Fachkräften in den Kindertageseinrichtungen. Fast alle Länder verlangen eine Ausbildung auf Bachelor-Niveau für die Arbeit mit Kindern über drei Jahren. Für die Arbeit mit den Jüngeren sind die Ansprüche an die Qualifikation jedoch sehr unterschiedlich, oft liegen sie darunter. Diese Spaltung dehnt sich, wie Stig Lund in seinem Beitrag darstellt, auch auf die EU selbst aus: Ein Teil der EU folgt Vorstellungen der Gleichberechtigung und Beschäftigung und spricht von »Kinderbetreuungseinrichtungen« und »Beschäftigten in der Kinderbetreuung«, ein anderer verfolgt die Idee von »Vorschulbildung« und »Lehrern«. Beide ignorieren eine dritte, integrierte Methode, die man in Dänemark, aber auch in anderen Teilen Europas findet: die »Sozialpädagogik« mit »Pädagogen«. Diese Herangehensweise verknüpft Betreuung, Bildung, Wohlergehen und die generelle Erziehung. (Es ist interessant, Bronwen Cohens Bericht darüber zu lesen, wie man in Schottland die Entwicklung des Berufs »Pädagoge« diskutiert, den man bisher in englischsprachigen Ländern nicht findet.)
Nur wenige europäische Länder haben ein gleiches, hohes Niveau bei der Personalausstattung der Einrichtungen für Kinder von der Geburt bis zum Alter von sechs Jahren – ein integriertes Personal für die frühpädagogischen Tagesstätten. Allen gemeinsam ist die Integration der Einrichtungen in ein System, meist ins Bildungssystem (so ist es zum Beispiel in Island, Norwegen, Spanien, Slowenien und Schweden), gelegentlich in das System des Sozialwesens (in Dänemark und Finnland). Carmen Dalli aus Neuseeland berichtet von einem Beispiel außerhalb der EU und dem ambitionierten Plan der Regierung, dass dort alle Beschäftigten in den Zentren für Kinder zwischen null und sechs bis 2012 einen Bachelor-Abschluss haben sollen. Dieser neue Beruf für Kinder von null bis sechs, der »Lehrer für die frühe Kindheit«, beruht auf einem umfassenden Bildungskonzept, das Betreuung und Erziehung einschließt....
Jan Peeters ist Direktor der Abteilung Sozialwesen des Forschungszentrums für die frühkindliche Bildung und Betreuung der Universität Gent
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Den vollständigen Beitrag können Sie in unserer Ausgabe KINDER in Europa 15/08 lesen.
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