Pflanzenblätter unterscheiden, benennen und untersuchen
Auf den ersten Blick scheint die Beschäftigung mit Pflanzenblättern wenig spannend zu sein, und in den meisten Kitas spielt dieses Thema höchstens im Herbst eine gewisse Rolle, wenn sich die Blätter vieler heimischer Gehölze gelb oder rot färben. Pflanzenblätter erscheinen aber in einer riesigen Formenvielfalt, und mindestens das ist ein interessanter Ausgangspunkt für eine genauere Betrachtung. Außerdem finden Kinder hier eine wunderbare Gelegenheit, verschiedene Besonderheiten dieses Naturmaterials spielerisch und auf gestalterische Weise näher kennenzulernen.
Energielieferanten und Nahrungsquelle
Für das Wachstum einer Pflanze sind deren Blätter genauso unverzichtbar, wie diese Blätter selbst wiederum die wichtigste Nahrungsquelle für unermesslich viele andere Organismen bilden. Selbstverständlich gehören auch wir Menschen dazu – sei es, dass wir die Blätter bestimmter Arten als Salat oder Gemüse verzehren, sei es, dass wir uns von Tieren und tierischen Produkten ernähren, die auf verschiedene Futterpflanzen angewiesen sind, oder indem wir die Blätter bestimmter Pflanzen für allerlei technische Zwecke nutzen.
Die Botanik, ein wichtiger Teilbereich der Biologie, befasst sich bereits seit ihren Anfängen intensiv mit den Erscheinungsformen von Pflanzen und gibt Auskunft über die unterschiedlichsten Aspekte pflanzlichen Wachstums. Blätter – zu denen botanisch gesehen auch die Nadeln von Fichte, Tanne und anderen Koniferen gehören – sind dabei in zweifacher Hinsicht von Bedeutung: Zum einen stellen die Blätter den Hauptort der Photosynthese dar, wobei das in den (grünen) Blättern enthaltene Chlorophyll dafür sorgt, dass die Energie des (Sonnen-)Lichts zur Produktion von Traubenzucker und Sauerstoff genutzt werden kann. Darüber hinaus sorgen besondere Atemöffnungen (Spaltöffnungen oder Stomata), die sich in den meisten Fällen vor allem auf der Blattunterseite befinden, für die Transpiration, das heißt die Verdunstung überschüssigen Wassers, wie für die Aufnahme von Kohlendioxid.
Blätter mit Spaltöffnungen finden wir bei Farnen und allen Samenpflanzen, während Moose und Algen andere, blattähnliche Formen besitzen. Dabei entstanden im Laufe der Evolution auch Blattorgane, die mit den ursprünglichen Funktionen des Blattes, nämlich Photosynthese und Transpiration, nichts mehr zu tun haben: Blütenblätter, Blattdornen, Blattranken, Schuppen und einige andere Sonderformen.
Die große Formenvielfalt der Blätter ermöglicht auch, ihre Besonderheiten als Bestimmungsmerkmale zum Erkennen der Pflanzenarten zu nutzen. So wird bei der Gestalt zwischen »einfachen« Blättern (Beispiele: Pappel, Buche, Kirsche etc.) und »zusammengesetzten« Blättern unterschieden. Im zweiten Fall lassen sich grob drei Typen unterscheiden:
- gefiederte Blätter – paarig oder unpaarig gefiedert, (z.B. Rose, Vogelbeere etc.)
- handförmige Blätter – meist dreizählig oder fünfzählig (z.B. Rosskastanie), und
- fußförmige Blätter (z.B. Christrose).
Neben diesen Grundformen kann auch die Ausprägung des Blattrandes ein gutes Erkennungsmerkmal sein. Viele der jeweiligen Bezeichnungen sind bereits in den ältesten Kräuter- und Pflanzenbestimmungsbüchern zu finden und auch Kindern meist gut verständlich: ganzrandig, wellig, gezähnt, fein oder grob gesägt, stachelig, gebuchtet, gekerbt, gefranst, bewimpert etc.
So kann es gemacht werden
In einer kleinen Vorbesprechung mit den Kindern lassen sich zunächst ein paar wichtige Fragen klären und gemeinsam das weitere Vorgehen beschließen. Bei der anschließenden Suche nach Pflanzenblättern, die im Garten der Einrichtung zu finden sind, sollen zwar möglichst verschiedene Blattformen gesammelt werden, aber aus praktischen Gründen werden wir uns mit besonderen Blattformen wie den Nadeln von Kiefer und Fichte, den Dornen eines Kaktus oder den Blütenblättern der Christrosen nicht näher auseinandersetzen. Auch die zarten Ranken der Platterbsen und die dickfleischigen Blätter der Hauswurz wollen wir an dieser Stelle vernachlässigen.
Herbert Österreicher ist Diplom-Ingenieur und Magister Artium. Er plant und gestaltet Außenanlagen und Gärten von Kindereinrichtungen. Darüber hinaus führt er Seminare und Exkursionen zu verschiedenen Bereichen der Umweltbildung durch und ist als Autor für Fachzeitschriften und Verlage tätig. Weitere Informationen finden Sie unter: www.kinderfreiland.de
Den vollständigen Beitrag und weitere Artikel zum Thema können Sie in unserer Ausgabe Betrifft KINDER 01-02/20 lesen.