Elemente der Gartengestaltung in Kitas: Wasserspielbereich
Herbert Österreicher plant und gestaltet Freianlagen von Kitas, Horten und Grundschulen. In einer Serie berichtet er an Beispielen, worauf man bei der Gartengestaltung achten sollte und was Kinder im Außengelände brauchen, um sich wohl zu fühlen.
Wenn es ein Element gibt, das möglichst in jedem Kita-Garten zur Verfügung stehen sollte, dann ist es Wasser – das wohl wichtigste Element für Kinder. Auch wenn seine Verfügbarkeit nicht selten einige Fragen und Schwierigkeiten aufwirft, lohnt es die Mühe immer, sich damit auseinanderzusetzen und alles zu tun, um Kindern diese Spiel- und Erfahrungsmöglichkeiten zu verschaffen. Wasser sollte in keinem Garten für Kinder fehlen.
Wasserwege
Alle Fragen, die sich stellen, wenn ein Wasserspielplatz eingerichtet werden soll, lassen sich in drei entscheidenden Punkten zusammenfassen:
- Woher kommt das Wasser bzw. wie kann es zugeleitet werden?
- Welche Sicherheitsaspekte sollten bei der Gestaltung des Wasserspielbereiches berücksichtigt werden?
- Wie lässt sich das hier eingesetzte Wasser ableiten bzw. welche Möglichkeiten bestehen, es im Gelände versickern zu lassen?
Diese technischen Voraussetzungen stehen immer am Anfang der Suche nach einer gestalterischen Lösung, denn damit werden die wesentlichen Entscheidungen über ein dauerhaftes und zufriedenstellendes Funktionieren dieses Spielbereichs getroffen. Wie die jeweiligen Entscheidungen im Einzelfall ausfallen, hängt stark von den örtlichen Gegebenheiten ab. Außerdem spielen dabei auch finanzielle Fragen eine Rolle, denn beispielsweise der Aufwand zur Herstellung der Wasserzuführung kann bei ungünstigen baulichen Verhältnissen erheblich sein.
Um eine häufig gestellte Frage gleich an dieser Stelle zu beantworten: Wasser, das Kindern über einen entsprechenden Wasserspender zum Spielen angeboten werden soll, muss Trinkwasserqualität haben. Das bedeutet unter anderem, dass eine Wasserrückführung und Wiederverwendung ausscheidet. Der technische Aufwand zur Reinigung und Desinfizierung wäre eindeutig zu hoch. Lediglich dort, wo Wasser bodennah aus einem Quellstein oder einer anderen, Quelle-ähnlichen Vorrichtung sickern kann, werden manchmal geringere Anforderungen an die Wasserqualität gestellt. Dennoch sollte auch in diesen Fällen spätestens vor den Ausführungsarbeiten das zuständige Wasserwirtschaftsamt konsultiert werden. Die Erfahrung zeigt, dass solche Fragen regional durchaus unterschiedlich beurteilt werden.
Im Zusammenhang mit der Forderung nach Trinkwasserqualität wird seit einiger Zeit verstärkt auch die mögliche Gefährdung durch Legionellen problematisiert. Auch wenn alles dafür spricht, dass diese Mikroorganismen bei der Verwendung von kaltem Wasser im Freien schon deshalb kein Gesundheitsrisiko darstellen, weil sie sich typischerweise erst bei Wassertemperaturen von über 20°C in einer relevanten Größenordnung vermehren und nur dann gefährlich werden, wenn sie eingeatmet werden, bestehen heute immer mehr Fachleute darauf, dass auch das Wasser eines Wasserspielplatzes gegen Legionellen abgesichert werden soll. Das lässt sich aber nur erreichen, indem die Wasserzuleitung regelmäßig durchspült und somit ausgeschlossen wird, dass Wasser in der Zuleitung längere Zeit stehen kann. Die dafür erforderliche Ringleitung plus Versorgungs- und Kontrollschacht am Wasserspielplatz verursachen natürlich einen höheren technischen und finanziellen Aufwand.
Der vielleicht wichtigste Sicherheitsaspekt bei der Gestaltung des Wasserspielplatzes steht in engem Zusammenhang mit dem dritten der oben genannten Punkte, der Frage nach der Ableitung des Wassers. Es ist klar, dass der Wasserverbrauch rasch ansteigt, wenn das Wasser lediglich in eine Rinne gelangt und über diese abfließt. Aus diesem Grund ist es sinnvoll, ein künstliches Bachbett mit einigen kleinen Becken zu bauen, in denen Wasser sich sammeln kann. Für die allermeisten Aktivitäten der Kinder ist dieser Wasservorrat bereits ausreichend, sodass die Wasserzuführung etappenweise nach Bedarf erfolgt. Allerdings ist zu beachten, dass die Becken nicht zu viel Wasser enthalten können. Wird ein maximaler Wasserstand von etwa acht bis zehn Zentimetern überschritten, sollte das Wasser in ein tiefergelegenes Becken oder in eine Abflussrinne überlaufen können. Die Ableitung des Wassers erfolgt im geschilderten Beispiel übrigens in den Spielsand, wo eine ausreichend gute Versickerungsmöglichkeit besteht.
Ein Bachlauf entsteht
Das Beispiel eines Wasserspielplatzes, der vor rund zehn Jahren in einem Kinderhaus in München-Trudering gebaut wurde, veranschaulicht nicht nur die oben genannten Aspekte, sondern zeigt auch, wie ein solcher Spielbereich zusammen mit Eltern und Mitgliedern des pädagogischen Teams gestaltet werden kann. Außerdem konnten hier mittlerweile zahlreiche Beobachtungen und Erfahrungen aus der täglichen Praxis gewonnen werden.
Schon bei der Grobmodellierung des Gartengeländes des Kinderhauses stand fest, wo später einmal ein Wasserspielplatz entstehen sollte. Und so erstellte die damals beauftragte Gartenbaufirma eine knapp zwei Meter hohe Hügelmodellierung, auf deren höchster Stelle ein Wasserspender gesetzt wurde. Angeschlossen an das Trinkwassernetz des Hauses, lässt sich dieser Wasserspender mittels Druckknopf bedienen: Drückt ein Kind auf den großen Knopf am Standrohr, fließt einige Sekunden lang Wasser, bis der Wasserfluss automatisch wieder stoppt.
Bau und Gestaltung des Bachlaufs fanden einige Monate später statt, gemeinsam mit Eltern, Kindern und ErzieherInnen. Dazu gruben wir zunächst eine etwa eineinhalb Meter breite und acht bis neun Meter lange Rinne vom Wasserspender auf dem Hügel bis an den Rand des großen Sandplatzes am Fuß der Hügelmodellierung. Diese Form erhielt dann eine Packung aus grobem, mittels Stampfer verdichtetem Kies, wobei wir bereits grob die späteren Becken festlegten und vorformten. Anschließend setzten wir einige beson-ders große Findlingssteine, die wir für den Bachlauf als Sitz- und Kletterfelsen reserviert hatten. Diese Steine mussten aufgrund ihrer Masse ohnehin nicht mit Beton stabilisiert werden, und wir konnten uns so nach und nach der endgültigen Form des Bachbetts und seiner Ränder annähern.
Das Bachbett selbst erhielt seine Form durch einen gezielten, wenn auch bewusst unregelmäßigen Wechsel aus mittleren und kleineren Findlingssteinen und erdfeuchtem Beton. Als besonderen, ins Auge fallenden Schmuck hatten wir ein kleines Sortiment an rundlichen Azurit- und Chrysokoll-Kieselsteinen bereitgestellt, die einzeln an bestimmten Stellen in die noch feuchte Betonoberfläche gesetzt wurden. Statt solcher, eher seltenen Minerale lassen sich natürlich auch andere Kieselsteine oder Fliesenstücke (ohne scharfe Kanten!) verwenden; man sollte aber das Gesamtbild der Gestaltung nicht aus den Augen verlieren. Dabei gilt: Weniger ist mehr.
Zuletzt wurden alle Steine mit Putzschwämmen sorgfältig von anhaftenden Betonresten gesäubert. Versäumt man das, bleibt auf den Steinen ein unschöner grauer Zementschleier haften. Außerdem deckten wir die ganze Anlage für etwa zwei Tage mit einer Plastikplane ab, um zu vermeiden, dass der Beton an der Oberfläche zu rasch trocknet und dadurch weniger gleichmäßig aushärtet.
Den vollständigen Beitrag können Sie in unserer Ausgabe Betrifft KINDER 05/16 lesen.