Kahl und leer wirkt der Klassenraum der 5a an diesem Mittwochmorgen Ende November. Nur einige Schultische aus Sprelacart, eine dunkelgrüne Wandtafel an der einen und ein Whiteboard an der anderen Seite erinnern an den Unterricht. Der Rest gleicht einer Baustelle. Gesägte und beschriftete Holzbalken und Leisten verschiedener Länge und Stärke liegen in einer Zimmerecke geordnet auf dem Boden. Entlang der Fensterbank sind etliche Kisten mit Werkzeug und Schrauben übersichtlich aufgebaut.
Um 9.00 Uhr betreten elf Schülerinnen und Schüler mit ihrer Lehrerin und der Erzieherin den Raum, in dem bereits zwei Architektinnen und zwei Tischler warten. In vier Gruppen werden sie in den nächsten anderthalb Stunden Hocker, Tische und ein Podest bauen. In dieser Woche steht bei den Zehn- und Elfjährigen nämlich vor allem Werkunterricht auf dem Plan.
Schaukeln, ein Podest und eine Rundbank im Klassenraum
Die Siegerland-Grundschule nimmt an dem FIPP-Modellprojekt »Vielfalt! Grundschule als Ort für ein demokratisches Miteinander« teil und entschied sich, einen Klassenraum unter Beteiligung der Kinder, der Erzieherin und der Lehrerin umzugestalten. Das Modell – die Kindern entwarfen es mit den Architektinnen – zeigt, wie der Raum in zehn Tagen aussehen soll: Auf Fensterhöhe wird es sechs Arbeitsplätze mit Blick auf den Schulhof geben. An der Stelle, an der die alte Schultafel abgeschraubt wurde, werden zwei Schaukeln im Gerüst hängen. Auf einem Podest daneben werden künftig vier Kinder, auf Kissen an ebenerdigen Tischen sitzend, arbeiten können.
Der Knüller: eine halbrunde Bank vor dem Whiteboard, die an ein antikes Amphitheater erinnert. Hier werden sich die Kinder treffen, wenn sie Klassenrat halten oder die Lehrerin etwas mit ihnen besprechen möchte. Zunächst aber sägen, bohren und schrauben sie an der Einrichtung für ihr neues Klassenzimmer. Mittendrin Lehrerin Sandra Schweigert und Erzieherin Katalin Höfner.
Auf einer Gesamtkonferenz der Schule hatte die Architektin Katharina Sütterlin ihr Projekt »Bauereignis Schule« vorgestellt. Sandra Schweigert und Katalin Höfner entschieden sich sofort, mitzumachen. »Wir waren uns sicher: Für uns kann alles nur besser werden«, erinnert sich die Lehrerin.
Die Siegerland-Grundschule ist eine Ganztagsschule. Ihre Tage verbringen die Kinder in der Regel von 8.00 bis 16.00 Uhr im Klassenraum. Dort haben sie wenig Bewegung und Abwechslung. Das ist anstrengend, besonders für den Rücken. Zu Hause bleiben sie nicht lange an einer Stelle hocken, lesen auch mal im Liegen oder sitzen auf den Boden, stellte sich zu Beginn der Umgestaltungs-Aktion auf einer Mini-Zukunftskonferenz heraus. Die Kinder malten und schrieben zunächst auf, wie sie am liebsten arbeiten und wo, wenn sie die Wahl haben. »Der Umbau soll vor allem den Bedürfnissen der Kinder entsprechen«, stand für Sandra Schweigert fest. Sie war sich sicher, dass sie auch in einem individuell gestalteten Raum ihre Art findet, die Kinder anzusprechen und zu unterrichten.
www.demokratie-goettingen.de
Das Göttinger Institut für Demokratieforschung will der Öffentlichkeit sozialwissenschaftliche Erkenntnisse vermitteln und wissenschaftliche Analyse mit Didaktik und Beratung verbinden. In Kooperation mit dem Niedersächsischen Kultusministerium entwickelte das Institut die »Arbeitsblätter zur Demokratieerziehung in der Grundschule« und viele weitere Materialien zum Thema. Durchklicken über > Institut > Kinder-Demokratie.
www.demokratieerleben.de
DemokratieErleben setzt sich dafür ein, junge Menschen zur Mitgestaltung ihrer Lebenswelt zu ermutigen, ihnen vielfältige Möglichkeiten der Teilhabe zu bieten und ihnen Verantwortung für Entscheidungen zu übertragen, die sie betreffen. Unter anderem bieten mehr als 200 ErlebnisOrte einen Einblick und zeigen, wie Kinder und Jugendliche Demokratie im Alltag erleben: in der Schule, in der Familie und in der Clique, bei politischen Entscheidungen und im Alltag.
www.makista.de
Der Verein »Macht Kinder stark für Demokratie!« – kurz: Makista – will dazu beitragen, dass Kinder von klein auf Respekt erfahren und Demokratie leben lernen. Denn unter Demokratie versteht der Verein zuallererst eine Lebensform, in der unterschiedliche Menschen mit unterschiedlichen Erfahrungen und Kompetenzen gleichberechtigt, frei und solidarisch zusammenleben. Neben Projektvorstellungen gibt es ein Materialpaket zum Thema.
www.partizipation-und-bildung.de
Das Ziel des Instituts für Partizipation und Bildung ist die Förderung und Ausweitung der Partizipation von Kindern und Jugendlichen in der Kinder- und Jugendhilfe, aber auch in Schule und Kommune. Dafür entwickelt der Verein geeignete Wege der demokratischen Beteiligung von Kindern und Jugendlichen.
Den vollständigen Beitrag können Sie in unserer Ausgabe Betrifft KINDER 03/14 lesen.