Wie Achtziger ist das denn: ausschließlich exklusive Kleidung tragen, exklusive Reiseziele ansteuern und alles mit der mega-exklusiven Spezialkreditkarte bezahlen… Zeitgemäße Hipster-Bildungsfans folgen inzwischen längst dem umgekehrten Trend: Inklusion heißt das Zauberwort, das Bürgermeistern, Bildungspolitikern und Eltern ein zartes Lächeln auf die Lippen inkludiert.
Wie es sich für jedes gute neue Fachwort gehört, macht auch dieses erst einmal ganz großspurig die Runde, bevor überlegt wird, was um Himmels Willen damit eigentlich gemeint ist. Ist das eine Extremsportart? Ein Live-Style-Accessoire? Das Lebensgefühl der Zehnerjahre? Nix Genaues weiß man nicht. Doch! Betrifft-KINDER-Investigativ-Urgestein Achim Kniefel hat alles Wesentliche zum In-Thema sauber recherchiert und außerdem schon inkludiert, als Sie, liebe Leserin, lieber Leser, noch Quark im Schaufenster waren. Freuen Sie sich! Das Lesen der folgenden Zeilen inkludiert Sie automatisch ins Reich der Wissenden.
»Inklusion heißt, dass alle Menschen unterschiedlich sind, ihre ganz eigenen Wege gehen, die jeweils anders aussehen«, referiert Kitaleiter Fritz Frantz und würdigt die vor ihm liegenden Hochglanzbroschüren kaum eines Blickes. »Oder wie ich immer sage: Jeder ist anders! Nicht wahr?« Aus diesem Grund, berichtet der hochqualifizierte Pädagoge, nehme seine Einrichtung seit dem 1.5. keine eineiigen Zwillinge mehr auf, denn deren absolute Gleichheit »verstößt ja nun gegen jedes Inklusionsverständnis«.
»Für uns ist Inklusion wirklich nichts Neues«, postuliert Oberrat Mimpfldoser vom Oberfränkischen Freistaatserziehungsministerium und erklärt noch einmal die Vorreiterrolle seines Landes in Bezug auf das neue Motto: »In unseren Förderschulen lernen seit jeher ganz unterschiedliche Kinder miteinander – zum Beispiel behinderte deutsche Kinder zusammen mit nichtbehinderten nichtdeutscher Herkunft.« Zudem begreife man den Grundsatz großräumiger: »In unseren Kommunen dürfen seit jeher Schulen unterschiedlicher Ausprägung nebeneinander existieren. Wichtig ist natürlich, jeder Einrichtung ihr dringendes Bedürfnis zu erfüllen – nämlich passende Kinder zu betreuen. Unser Gymnasium zum Beispiel braucht eben die Schlauen wie der Krüppel die Krücken. So einfach ist das!«
»Inklusion bedeutet, dass jeder auf seine Art und Weise lernen kann, weil der Lehrer mit unterschiedlichen Lörning-Steils arbeitet, was übrigens aus dem Englischen kommt, Herr Kniefel, und deswegen komplett anders geschrieben wird.
Schreiben Sie diesen Text über Inklusion eigentlich als Betroffener? Jedenfalls...«, belehrt mich Studiendirektor Horst Hühnerbusch auf seine ureigene Art, »... arbeite ich deswegen je nach Lerntyp der Kinder mit unterschiedlichen, speziell auf die Bedürfnisse der Kinder abgestimmten Lern-Arrangements. Da gibt es die Gesprächsgruppe vor meinem Pult, auf die Bedürfnisse begabterer Schüler abgestimmt, die den Lernstoff gern auf auditivem Wege vermittelt bekommen. Dann gibt es die hinteren Sitzplätze, auf denen die Schüler vom Lerntyp der Faulenzer so lernen können, wie es ihnen entspricht – nämlich gar nix. Und dann ist da noch der Lerntyp der Taugenichtse, für den ich ein speziell konzentrationsförderndes Setting in dem kleinen Vorraum des Hausmeisterzimmers… Herr Kniefel, da Sie so unaufmerksam wirken: Soll ich Ihnen diesen innerschulischen Lernort vielleicht einmal sinnlich erfahrbar machen?«
Den vollständigen Beitrag können Sie in unserer Ausgabe Betrifft KINDER 06-07/14 lesen.