In vielen Gärten, aber auch auf verwildertem Brachland, in Wäldern und auf Wiesen wachsen zahlreiche Nutzpflanzen, von denen wir nur wenige kennen, obwohl sie von unseren Vorfahren seit langem verwendet werden. Hinzu kommen mehr oder weniger viele Züchtungen dieser Pflanzenarten, die der Wildform mitunter kaum noch ähnlich sehen, aber aufgrund bestimmter Eigenschaften und Inhaltsstoffe für uns heute sehr wertvoll und wichtig sind. Herbert Österreicher stellt Nutzpflanzen vor, über die es Bemerkenswertes zu berichten gibt und die gerade auch für Kinder interessant sind.
Wenn von einer Minze die Rede ist, denken wir unwillkürlich an die Pfefferminze (Mentha x piperita). Dabei übersehen wir gleich zweierlei: Erstens gibt es rund 25 verschiedene Minze-Arten, von denen einige für uns ebenfalls sehr interessant sind. Zweitens ist die so genannte Pfefferminze das Ergebnis einer Kreuzung und wird heute in zahlreichen Sorten kultiviert, die wiederum bemerkenswerte Unterschiede im Aroma besitzen.
Robust, geruchs- und geschmacksintensiv
Ein Grund für die pauschale Benennung »Pfefferminze« liegt sicherlich in der teilweise großen Ähnlichkeit der meisten wilden und kultivierten Minze-Arten. Das trifft nicht nur auf ihr Äußeres zu, sondern auch auf ihren Ausbreitungsdrang und ihre Robustheit. Die meisten Minzen sind kräftig und ausdauernd wachsende Blütenstauden. Im Garten kann die Anpflanzung einer Minze leicht dazu führen, dass die Nachbarpflanzen nach und nach zurückgedrängt werden, kümmern und vielleicht sogar ganz verschwinden, während die Minze mit Hilfe ihrer langen Ausläufer jedes Jahr mehr Fläche für sich beansprucht. Erfahrene Gärtner raten daher, Minzen in Tontöpfe zu pflanzen und diese Töpfe im Beet einzugraben. Dadurch bleibt die Pflanze an Ort und Stelle. Jedenfalls meistens.
Ihr Ausbreitungsdrang mag in einem gepflegten Nutzgarten ärgerlich sein, in einem Garten für Kinder ist ihre Wuchskraft hingegen ein großer Vorteil. Die Minze nimmt es nämlich kaum übel, wenn man ständig an ihr zupft und pflückt. Sie hält es auch erstaunlich gut aus, dass Kinder immer wieder über ihr Pflanzbeet laufen.
Eine andere Gemeinsamkeit der Minzen hat mit ihren Inhaltsstoffen zu tun. Die Pfefferminze beziehungsweise ihre verschiedenen Sorten haben bekanntlich ein besonders intensives Aroma. Aber die typischen ätherischen Öle, vor allem das Menthol, finden sich auch in anderen Minze-Arten, mal stärker, mal schwächer. Auch andere Inhaltsstoffe wie Flavonoide, Gerb- und Bitterstoffe finden sich sowohl in den Kultursorten der Pfefferminze als auch in verschiedenen wilden Minzen.
Ein Blick durch das Elektronenmikroskop klärt uns über die Ursache des starken Aromas der Minzen auf. Unter diesem Mikroskop werden auf der Oberfläche eines Pfefferminzblattes faszinierende Zellstrukturen sichtbar. Zwischen kurzen borstenartigen Haaren befinden sich zahlreiche runde, beinahe kugelige Drüsenkörper – im Durchmesser fast so dick wie ein menschliches Haar: 70 Mikrometer = 0,07 Millimeter. In diesen runden Auswüchsen der obersten Zellschicht befindet sich das ätherische Öl der Minze, dessen eigentliche Funktion darin besteht, sie vor Insekten und Pflanzenfressern aller Art zu schützen.
Die unübersichtliche Verwandtschaft
Die Gattung der Minzen (Mentha) gehört zur Familie der Lippenblütler, einer Pflanzenfamilie, in der sich viele aromatische Pflanzen finden: Rosmarin, Majoran, Oregano oder Dost, Lavendel, Ysop, Basilikum, Monarde, Zitronenmelisse, Thymian, Bohnenkraut, Salbei und andere. Während viele dieser Verwandten vor allem auf kargen und trockenen, sonnenwarmen und sogar heißen Plätzen wachsen, bevorzugen die Minzen feuchte und eher nährstoffreiche Standorte. Die Wasserminze (Mentha aquatica) wächst sogar in bis zu 2 Meter tiefen Tümpeln und häufig in morastigen Wiesen.
Weniger feucht liebt es die Ackerminze (Mentha arvensis), die gelegentlich ebenfalls als Arznei- und Aromapflanze genutzt wird. Allerdings ist ihr Aroma etwas schwächer, und das gewonnene Öl wird im Gegensatz zum »Pfefferminzöl« lediglich als »Minzöl« bezeichnet.
In vielen Bestimmungsbüchern werden noch drei andere Wildarten beschrieben, die bei uns häufig zu finden sind: Die Ährenminze (Mentha spicata), die Rossminze (Mentha longifolia) und die Poleiminze (Mentha pulegium). Während die ersten beiden Arten genauso wie die Pfefferminze genutzt werden können, sollte die Polei-Minze nicht verwendet werden. Diese Art enthält als einzige der heimischen Minzearten das gesundheitsschädliche Pulegon.
Der Blütenstand der Poleiminze liefert das wichtigste und ein zuverlässiges Bestimmungsmerkmal: Während die Blüten bei den allermeisten Minzearten am Ende des Stängels oberhalb der Laubblätter in einer mehr oder weniger dichten Ähre stehen, befinden sich die Blüten der Polei-Minze – über den oberen Stängel verteilt – in den Achseln der Laubblätter.
Eine besonders interessante Art ist die Rundblättrige Minze (Mentha suaveolens). Sie duftet und schmeckt angenehm süß und wird als »Apfelminze« mancherorts gerne zum Würzen von Apfelkuchen genutzt.
Die eigentliche Schwierigkeit beim Bestimmen der verschiedenen Minzearten besteht im Hang der Pflanzen, natürliche Hybriden (Bastarde) mit gemischten Merkmalen zu bilden. Diese Hybriden können zwar in der Regel keine eigenen Nachkommen hervorbringen, aber oft sind sie noch wüchsiger als die Eltern und breiten sich entsprechend rasch aus. Ihre starke Ausläuferbildung macht sie selbst ohne Samenbildung zu recht langlebigen Pflanzen.
Das sind auch die Gründe, weshalb wir in botanischer und gartenbaulicher Literatur für Minzearten manchmal eine Fülle von Doppelbenennungen und Synonymen finden.
Den vollständigen Beitrag können Sie in unserer Ausgabe Betrifft KINDER 05/10 lesen.