Denken Lernen
Die Fortbildnerin Sibylle Haas lebte drei Monate lang in Neuseeland, hatte viele Kontakte mit Kolleginnen dort, besuchte zehn Kindergärten, drei Schulen und lernte einen Teil des neuseeländischen Bildungssystems kennen. In einer Beitragsserie, die in Heft 9/09 begann, berichtet sie über ihre Erlebnisse, richtet den Blick sozusagen vom anderen Ende der Welt auf die hiesige Bildungslandschaft und möchte neue Perspektiven eröffnen.
Mit dem letzten Beitrag der Serie zeigt sie am Beispiel von Schlüsselkompetenzen Zusammenhänge im neuseeländischen Bildungssystem auf und kommt dem Thema »Denken lernen« auf die Spur.
Berichte ich über die Arbeit in neuseeländischen Kindergärten, heißt es häufig: »Das klingt ja alles schön leicht, locker und lebensfroh – aber was ist, wenn die Kinder in die Schule kommen?«
Erstaunlich, aber wahr: In Neuseeland orientiert die Schule sich an der Frühpädagogik, und nicht umgekehrt. Das Curriculum für die frühe Kindheit »Te Waariki« war nicht nur eines der ersten, das Lernen konsequent als soziale Ko-Konstruktion beschreibt, es lieferte auch Orientierung für die Überarbeitung des Grundschulcurriculums.
Im Jahr 2002 gab das Ministerium für Bildung die Empfehlung heraus, das Schulcurriculum zu überarbeiten. Die 57 »essential skills« – also die 57 wesentlichen Fähigkeiten, Kenntnisse und Fertigkeiten – sollten in fünf Gruppen wesentlicher Fähigkeiten und Haltungen zusammengefasst sowie in Übereinstimmung mit dem Curriculum für frühkindliche Bildung »Te Whariki« gebracht werden und daran anschließen. In Anlehnung an ein OECD-Projekt über-nahm man den Sammelbegriff »Schlüsselkompetenzen«.
Das folgende Schema zeigt, wie die Schlüsselkompetenzen der Grundschulen und der weiterführenden Schulen auf dem Curriculum für Kindertagesbetreuung aufbauen. Gemeinsames Ziel: selbstsichere, eingebundene, aktiv engagierte, lebenslang lernende Menschen (siehe Tabelle 1).
Was ich zu Beginn der Serie als wesentlich für das Lernen in Neuseeland beschrieb, zeigt sich hier noch einmal in einer übersichtlichen Zusammenfassung: Wie gelernt wird, das ist die Grundlage für das Was.
Die fünf Stränge oder Schlüsselkompetenzen des Curriculums für die frühe Bildung finden in der Kultur und Sprache der Maori nicht nur eine Übersetzung, sondern eine sozial-kulturelle Entsprechung.
Zugehörigkeit, Wohlbefinden, Forschergeist, Kommunikation und Teilhabe werden mit den vier Grundprinzipien des Lernens verflochten: Der Mensch lernt dann besonders gut und nachhaltig, wenn er ermutigt wird, sich in sicheren Beziehungen aufgehoben und gesehen weiß, wenn er ganzheitlich mit allen Sinnen lernt. Stränge und Grundprinzipien bilden ein stabiles Geflecht, in das jede Einrichtung ihr eigenes Profil einweben kann. Die Visualisierung dieser Prozesse gleicht dem Geflecht, aus dem die Matten der Maori bestehen – vielseitig einsetzbare Gebrauchsgegenstände.
Den vollständigen Beitrag können Sie in unserer Ausgabe Betrifft KINDER 05/10 lesen.