Material, das herausfordert
Die Fortbildnerin Sibylle Haas lebte drei Monate lang in Neuseeland, hatte viele Kontakte mit Kolleginnen dort, besuchte zehn Kindergärten, drei Schulen und lernte einen Teil des neuseeländischen Bildungssystems kennen. In einer Beitragsserie, die in Heft 9/09 begann, berichtet sie über ihre Erlebnisse, richtet den Blick sozusagen vom anderen Ende der Welt auf die hiesige Bildungslandschaft und möchte neue Perspektiven eröffnen.
Im Dialog mit Menschen und Dingen
Nach Lust und Laune drinnen oder draußen spielen, mit echtem Handwerkszeug arbeiten und im Sand graben, auf Bäume klettern oder eine Kletterwand bezwingen, mit Tüchern und Ästen Spielhöhlen bauen… In manchen neuseeländischen Kindertagesstätten fühlte ich mich wie auf einem Abenteuerspielplatz und wäre gern geblieben.1
Die Pädagogen strukturieren den Raum, drinnen und draußen, und sind bereit, die Kinder bei ihren Erfahrungen behutsam und ermutigend zu unterstützen. Die Lernumgebung regt dazu an, neue Entdeckungen zu machen und herauszufinden, wie die Welt funktioniert. Das Material fordert Mädchen und Jungen zu individuellen Lernschritten heraus.
Raumgestaltung und Materialangebot haben in Neuseeland ebenso grundlegende Bedeutung in der Pädagogik der frühen Kindheit wie im italienischen Reggio. Man spricht vom Raum als drittem Erzieher – nach den Eltern und den pädagogischen Fachkräften. Dabei bezieht der Begriff »Raum« sich nicht nur auf liebevoll und überlegt gestaltete Räume in Kindergärten, sondern auch auf die Möglichkeiten der Kinder, Erfahrungen in der näheren Umgebung machen zu können. Viele neuseeländische Kita-Teams kennen die Pädagogik, die in Reggio Emilia entwickelt wurde, und orientieren sich an ihr; manche Erzieherin spart, damit sie einmal dorthin reisen kann.
Die Kindergärten bestehen aus großen, offenen Räumen mit vielen Nischen und fantasievoll gestalteten Spielbereichen. Das Klima begünstigt fast jederzeit freien Zugang zum Außenspielbereich. Es gibt große überdachte Terrassen mit Sand- und Wasserspielflächen oder Beeten.
Das Leben in den Kindergarten holen
Ob es das laminierte Kunstwerk eines alten Meisters ist oder ein getrockneter Fisch – an vielen Stellen finde ich Spuren des Lebens aus der Erwachsenenwelt.
Mal sehe ich Fotos von der Kinder-Disko, mal Berichte und Bilder von der neuseeländischen Rugby-Nationalmannschaft: wilde Kerle – Stolz der Nation und Identifikationsmuster vieler Jungen. Auch die kulturelle Vielfalt des Landes hat ihren Platz in den Kitas: Flechtarbeiten und Kleidungsstücke der Maori, Trommeln, die traditionelle Tänze begleiten. Ein Alphabet in der Sprache der Maori mit Anlauttabelle: w wie waka, das Wort für Kanu. Auf Kanus kamen die ersten Maori-Großfamilien und ganze Stämme im 13. Jahrhundert nach Neuseeland.
In einer Kita hat sich das Mosaikvirus verbreitet: Jedes Kind und viele Eltern bekleben Kacheln mit Scherben und Mosaiksteinen, so dass eine ganze – übrigens feuerfeste – Wand gestaltet werden kann.
Den vollständigen Beitrag können Sie in unserer Ausgabe Betrifft KINDER 03/10 lesen.