In vielen Gärten, aber auch auf verwildertem Brachland, in Wäldern und auf Wiesen wachsen zahlreiche Nutzpflanzen, von denen wir nur wenige kennen, obwohl sie von unseren Vorfahren seit langem verwendet werden. Hinzu kommen mehr oder weniger viele Züchtungen dieser Pflanzenarten, die der Wildform mitunter kaum noch ähnlich sehen, aber aufgrund bestimmter Eigenschaften und Inhaltsstoffe für uns heute sehr wertvoll und wichtig sind.
Herbert Österreicher stellt Nutzpflanzen vor, über die es Bemerkenswertes zu berichten gibt und die gerade auch für Kinder interessant sind.
Die Serie begann in Heft 6/2009 mit dem Rettich.
Nur Tiefkühlware und Dosengemüse?
Erbsen gehören zu unseren bekanntesten Gemüsearten. Dennoch kennen viele Kinder sie heute nur noch tiefgefroren oder als Dosengemüse. Die Pflanze, die zur großen Familie der Hülsenfrüchtler (Fabaceae) gehört und meist einfach als »Erbse« bezeichnet wird, begegnet uns nur noch selten. Das hat auch damit zu tun, dass die Gartenerbse (Pisum sativum) eine einjährige Pflanze ist und, da sie Wärme liebt, hierzulande nicht zum Verwildern neigt.
Erbsen wachsen zwar in der Regel nicht viel höher als etwa 60 Zentimeter, aber ihre Wurzeln verraten ihre Herkunft aus den kargen und trockenen Gebieten Kleinasiens: Am Wurzelgeflecht, das bis über einen Meter tief in den Boden reichen kann, bilden sich kleine Verdickungen, die der Pflanze helfen, auch unter ungünstigen Bedingungen zu gedeihen. Es handelt sich um Mini-Wucherungen, die durch die Symbiose der Erbsenpflanze mit einer bestimmten Art von »Knöllchenbakterien« zustande kommen. Das ermöglicht die Stickstoffaufnahme der Pflanze und damit ihr Wachstum.
Auch die Tatsache, dass Erbsenblüten kaum von den mitteleuropäischen Insekten bestäubt werden, weist vielleicht darauf hin, dass es sich im Grunde um eine fremdländische Pflanze handelt. Ihre Blüten duften zwar nach Honig, aber ihre Kronblätter sind so schwer beweglich, dass Insekten kaum an den Nektar gelangen. Daher vermehrt sich die Pflanze überwiegend durch Selbstbefruchtung. Das Ergebnis sind jeweils vier bis zehn Samen (»Erbsen«), die in einer länglichen Hülse sitzen. Bei der Reife ist die Hülse – je nach Sorte – gelb, bräunlich oder dunkler gefärbt.
Ein auffälliges Merkmal der Erbsenpflanze ist der unregelmäßige Wuchs. Ohne Kletterhilfe wächst der kantige, hohle Stängel der Pflanze niederliegend am Boden, nutzt aber selbst die kleinste Stütze, um sich aufzurichten und zu »klettern«. Dabei helfen verzweigte Blattranken an der Spitze der gefiederten Blätter.
Ein sehr altes Grundnahrungsmittel
Erbsen werden vom Menschen bereits seit mindestens 10.000 Jahren angebaut. Die ältesten Funde stammen aus der Jungsteinzeit und sind etwa 8.000 Jahre alt. In dieser Zeit entstanden vermutlich auch die ersten Kulturformen, die mit dem Ackerbau nach Mitteleuropa gelangten und neben der Linse zum Hauptnahrungsmittel der Menschen wurden.
Wie verbreitet die Erbse früher war, verraten Namensgebungen wie »Kocherbs«, »Speckerbs« und »Suppenerbse«, denn die Hauptnahrung der Landbevölkerung bestand über Jahrhunderte aus Brei, Suppe und Eintopfgerichten. Auch für das Vieh waren Erbsen eine wertvolle Nahrung. Die Ackererbse, eine robuste Varietät der Gartenerbse, wird heute noch als Kraftfutter für Milchvieh und Geflügel genutzt.
Der Hauptgrund für die Wertschätzung der Erbse liegt in ihrem außerordentlich hohen Gehalt an Kohlenhydraten, der bei reifen Samen bis zu etwa 60 Prozent der Trockenmasse betragen kann. Außerdem enthalten Erbsen 20 bis 25 Prozent Eiweiß, etwas Fett, die Vitamine A, B1, B2, C, E und Mineralstoffe wie Kalium, Magnesium, Eisen und Zink.
Als Rohkost sind Erbsen weniger geeignet. Zwar kann man Zuckererbsen, eine andere Varietät der Gartenerbse, samt Hülsen essen, weil sie keine faserige Pergamentschicht besitzen, aber alle Erbsen enthalten Lektine. Dabei handelt es sich um Eiweißkörper, die ungekocht für Menschen schwer verdaulich sind. Aus diesem Grund werden Erbsen auch nicht als Rohkost angeboten, sondern nur gekocht verwendet, vor allem in der Erbsensuppe, die – je nach Rezept – mehr oder weniger ausschließlich aus pürierten Erbsen gemacht wird. Gekochte Erbsen als Gemüsezubereitung bleiben hingegen meist ganz, weshalb Form und Farbe der Erbsen wichtige Qualitätsmerkmale sind.
Mit der 1867 entwickelten Erbswurst entstand ein ganz besonderes Produkt. Die Masse aus Erbsenmehl, Fett, zerkleinertem Speck, Salz, Aroma, Hefeextrakt und einigen anderen Zutaten ist eines der ältesten industriell hergestellten Fertiggerichte. Erbswurst ist nahezu unbegrenzt haltbar und dient – portionsweise in einer entsprechenden Menge heißen Wassers aufgelöst – der schnellen und einfachen Zubereitung einer Erbsensuppe. Deshalb findet sich das heute in Tuben gehandelte Produkt auch in der Grundausstattung von Wanderern, Bergsteigern und Expeditionsteilnehmern.
Den vollständigen Beitrag können Sie in unserer Ausgabe Betrifft KINDER 07-08/09 lesen.