Die »Kinderkunstwerkstatt« ist ein von Christel van Dieken entwickeltes Fortbildungsangebot für Erwachsene, die mit kleinen Kindern arbeiten. Es entstand auf der Grundlage der Reggio-Pädagogik und möchte Erzieherinnen ermutigen, schon den Jüngsten in der Krippe einen Rahmen zu schaffen, in dem sie bildnerisch gestalten können. Im folgenden Beitrag geht es um dreidimensionales Arbeiten
Beim flächigen Arbeiten machen die Kinder Erfahrungen mit zwei Dimensionen: Fläche und Form. Bei der Arbeit an Plastiken und Skulpturen können sie die dritte Dimension – den Raum – erfahren.
»Im Unterschied zur Skulptur, bei der das Kunstwerk aus einem Material herausgehauen wird, wird die Plastik aus formbaren Massen modelliert – es kommt also ein additives, das heißt: ein aufbauendes Verfahren zur Anwendung. Plastiken entstehen auch durch Gießen schmelzbarer oder aushärtender Stoffe. Klassische Materialien sind hierbei vor allem Ton, Gips, Porzellan, Wachs und Plastilin, das im Gegensatz zu Ton weder während der Verarbeitung ständig feucht gehalten noch hinterher gebrannt werden muss.«
Ton
Ton ist schon für die allerjüngsten Kinder hervorragend geeignet, weil er ein natürliches Material und ungiftig ist, weil er sich gut formen und später differenziert bearbeiten lässt.
Zunächst geht es um die Materialerfahrung. Die Kinder können die Feuchtigkeit des Tons spüren und lernen unterschiedlich farbigen Ton kennen, am besten mit vollem Körpereinsatz. In dieser Muschel und diesem Raum, fotografiert in der Berliner Freinet-Kita, ist das möglich.
Materialerfahrung mit Ton lässt sich natürlich auch weniger platzaufwändig umsetzen. Aber: Der Ton muss schnell zugänglich sein. Aus diesem Grund sollten Sie ihn in einem Behälter aufbewahren, der mit einem Deckel versehen ist, und ihn von Zeit zu Zeit mit etwas Wasser aus einem Blumen-Wassersprüher benetzen, damit er nicht aushärtet.
Das Team der Hamburger Krippe Tornquiststraße hat einen rollbaren Tontisch anfertigen lassen. Sehr praktisch, denn der Tisch kann jederzeit dorthin gefahren werden, wo er gebraucht wird.
Im Ton können Kinder Spuren hinterlassen. Dazu bieten sich an: Naturmaterialien wie Steine und Muscheln oder Federn, Spielzeugautos, kleine und große Teigrollen, Fleischklopfer und alle Gegenstände, mit denen man aufgrund ihrer Materialoberfläche Abdrücke erzeugen kann.
Mit Ton kann man herrlich malen, sowohl mit den Händen als auch mit Pinseln, und mit verschiedenen Farbtönen experimentieren. Man kann den Ton mit Wasser vermischen, so dass er unterschiedliche Konsistenzen annimmt.
Als Untergrund zum Auftragen eignet sich Raufasertapete, weil sie reißfest ist. Wenn Sie die Tapetenbahnen lang zuschneiden, können die Kinder großflächig und im Stehen malen. Die entstandenen Tonfahnen hängen Sie so im Raum auf, dass Licht darauf fällt. Dann erscheint der Ton in besonders schöner Ausleuchtung.
Ein Tipp: Die Atelierista einer Kita in Reggio durchbohrte die Tonfragmente der Kinder mit einem Stöckchen so, dass ein Loch entstand, und fädelte sie zu einem Windspiel auf Kupferdraht auf. Aus den Einzelarbeiten der Kinder wurde eine wunderschöne Skulptur.
Haben die Kinder von klein auf gelernt, mit Ton zu arbeiten, sind sie später in der Lage, das Material gezielt zum Aufbau von Skulpturen zu benutzen.
Knete
Knete ist ein angenehm formbares Material, das wenig Schmutz macht. Allerdings hat sie einen Nachteil. Wollen Sie Knetarbeiten von Kindern zum Aufbewahren trocknen, ist das nur schwer möglich, weil die Knete nach dem Trocknen sehr bröselig wird. Außerdem lassen sich nur grobe Formen herstellen. Differenzierteres Arbeiten ist mit Ton besser möglich.
Knete können Sie nach dem folgenden Rezept selbst herstellen:
• 2 Tassen Mehl
• 2 Tassen Salz
• 2 Tassen Wasser oder Naturfarbe
• 2 Esslöffel Speiseöl
• 2 Teelöffel Weinsteinsäure aus der Apotheke
Die aus Gewürzen oder Saft – zum Beispiel Möhrensaft oder Spinat-Sud – hergestellte Naturfarbe kommt in eine Rührschüssel. Geben Sie Weizenmehl, Öl und Salz dazu.
Die Masse soll weder flüssig noch bröselig sein. Sie können so lange Mehl oder Flüssigkeit zugeben, bis sich die Masse zum Kneten eignet.
Christel van Dieken ist Diplompädagogin und freiberufliche Fortbildungsreferentin. Sie war langjährig als Fachberaterin für Kindertagesstätten in Hamburg tätig und ist Autorin zahlreicher pädagogischer Fachpublikationen.
Kontakt:
www.lernwerkstatt-vandieken.de
www.kitas-hamburg.de
Mehr Informationen zur Hamburger Krippe Tornquiststraße gibt es auf den Seiten der »Vereinigung Hamburger Kindertagesstätten GmbH«. Über >173 Kitas zur Auswahl und »Kita direkt anwählen« finden Sie die Kita in der Tornquiststraße.
www.archiv-der-zukunft.de
Filmisch festgehalten ist die Arbeit der Krippe in der Tornquiststraße in Reinhard Kahls Streifen »Kinder«.
www.paediko.de
Mehr Informationen zur Kita Neumeimersdorf gibt es unter > Kindertagesstätten > Neumeimersdorf. Dort finden Sie unter anderem eine umfangreiche Kindergartenpräsentation im PDF-Format.
Den vollständigen Beitrag können Sie in unserer Ausgabe Betrifft KINDER 04-05/09 lesen.