... seit die Welt voller Licht ist, findet Brigitte Rametsteiner und lässt Sie, liebe Leserin, lieber Leser, an ihrem Versuch teilhaben, mit 23 Kindern im Alter von drei bis sechs Jahren dem Phänomen Farbe auf den Grund zu gehen.
Schon im vorhergegangenen Projekt, bei dem die Kinder sich mit Papier beschäftigten, entstanden viele Verbindungen zum Thema »Farbe«, zum Beispiel bei den Papierarten, beim Sortieren in der »Papeterie«, beim Papierschöpfen, Papierfärben und bei unseren Kontakten mit Büchern. Immer wieder gab es Fragen und den Wunsch: »Wir wollen mehr darüber wissen.«
Dann kamen die Ferien, und ich machte mich, wo immer ich war, auf die Suche. In Ausstellungen, Museen, Buchhandlungen und in vielen Gesprächen mit Experten, Künstlern oder anderen Interessierten forschte ich nach und fand Bücher, Informationen und Material. Ich machte Erfahrungen, die ich den Kindern zur Verfügung stellen konnte, um ihrem Forschergeist, ihrer Abenteuerlust, Entdeckungsfreude und Neugier Rechnung zu tragen. Bewusst wollte ich in den Mittelpunkt stellen, was als ganz selbstverständlich hingenommen wird: die Wahrnehmung, das visuelle Erleben, die gezielte Verwendung von Ausdrucksmitteln, das Empfinden, wenn man ein beinahe unersetzbares Material zu »begreifen« beginnt – als Kontrapunkt in unserer Gesellschaft der Verschwendung.
Für das Farb-Projekt hatten wir einen Zeitraum von zehn Monaten vorgesehen – natürlich viel zu kurz, um alle Fragen zu beantworten, denn »jede Antwort ruft eine neue Frage hervor«, sagt Loris Malaguzzi. Es begann mit vielen bunten Perlen.
Dominik: »Mir gefallen die Perlen, weil sie so schön bunt sind.«
Vesna: »Mir auch, rosarot ist schön.«
Dino: »Das ist bunt, denn bunt sind drei oder fünf Farben.«
Dominik: »Nein, das sind ganz viele! Vesna, ist das gelb oder schwarz?«
Vesna: »Schwarz.«
Dominic: »Dann ist es eigentlich dunkel.«
Niklas’ Ausspruch »Etwas Buntes ist färbig…« folgte die Suche nach Buntem, doch die Dinge, die die Kinder im Gruppenraum fanden, reichten ihnen nicht. Sie sammelten daheim weiter, und unser »Sammeltisch« quoll bald über. Es wurde begutachtet, sortiert, geordnet, besprochen, verglichen, gezeigt, zugeordnet und durch die Lupe betrachtet. Lieblingsstücke wurden gefunden, Farbe, Herkunft, Material und Verwendung besprochen. Täglich kam Neues dazu, und neue Merkmale wurden entdeckt – 100 Möglichkeiten, mit verschiedenen Farben und verschiedenen Materialien unterschiedlichste Techniken kennen zu lernen, zu experimentieren, Neues zu versuchen, ohne Grenzen und ohne Zeitlimit kreativ zu sein.
Verblasene Farbe
... war ein Zufallsprodukt, das den Kindern viel Spaß machte. Immer wieder wendeten sie diese Technik an.
Judith malte ziemlich nass, die Farbe zerfloss, und sie versuchte, sie zu »verblasen«. Mit einem Trinkhalm machte das richtig Spaß, und »Mitbläser« ließen nicht lange auf sich warten.
Christoph: »Das ist ein Pustebild.«
Alexander: »Ein Blasebild!«
Christoph: »Das ist ja das Gleiche.«
Jan: »Ich war einmal mit meiner Mama in Costa Rica. Da haben wir Korallen gesehen, die schauen auch so aus. Ich bring sie mit.«
Alexander: »Eine Spinne schaut auch so aus.«
Dino: »Ich sehe einen Regenwurm.«
Jan: »Ein halbes Hirschgeweih.«
Alexander: »Ein alter Krebs…«
Judith: »Und ich sehe einen Delphin.«
Dino: »Das schaut aus wie ein toter Mann, mit Blut...«
Als ich die Aussagen notierte, sagte Jan: »Du musst unbedingt was dazu schreiben. Ich habe noch was gesehen: Gräten.«
Kontakt
Kindergarten der Stadt Linz
Brigitte Rametsteiner
Reischkestr. 10
A-4020 Linz
Den vollständigen Beitrag können Sie in unserer Ausgabe Betrifft KINDER 06-07/06 lesen.