Bilderbuchpreis HUCKEPACK 2021 – die Shortlist steht fest
Wetzlar/Bremen. Bilderbücher vermögen so viel mehr als nur zu unterhalten. Viele der in Bilderbüchern vermittelten Geschichten sind kleine Lebensratgeber, die nicht nur den Kindern, sondern auch den vorlesenden Erwachsenen einen unverstellten Blick auf die Welt eröffnen. So können diese Bilderbücher Kindern und Erwachsenen gleichermaßen Halt und Weitsicht geben – sie nehmen im übertragenen Sinne ihre Leserinnen und Leser »Huckepack«.
Dieser Gedanke stand Pate, als im Frühjahr 2016 der HUCKEPACK Bilderbuchpreis ins Leben gerufen wurde. Sein Hauptaugenmerk liegt auf denjenigen Bilderbüchern, die in besonderer Weise dazu geeignet sind, Kinder im Rahmen einer Vorlesesituation emotional zu stärken. Jetzt ermittelte die Jury aus über 444 gesichteten Werken aus 2020 eine Nominierungsliste empfehlenswerter Bücher, aus denen im Sommer der sechste HUCKEPACK Preisträger hervorgehen wird.
Wegen der Corona-Beschränkungen findet die Preisvergabe in diesem Jahr nicht im Rahmen einer fachwissenschaftlichen Tagung statt, sondern wird am 4. Juni 2021 medial bekanntgegeben. Der mit 1000,- € dotierte Preis wird durch das sozialpräventive Wetzlarer Projekt »Vorlesen in Familien« und das Bremer Institut für Bilderbuchforschung vergeben. Stifter des Preisgeldes ist der pädagogische Verlag das Netz in Weimar. Das Preisträgerbuch im vergangenen Jahr war das aus dem Amerikanischen übersetzte »Adrian hat gar kein Pferd« (cbj), das durch seinen sensiblen Blick auf Kinderarmut überzeugte.
HUCKEPACK Shortlist 2021
Sydney Smith: Unsichtbar in der großen Stadt. Aus dem Englischen von Bernadette Ott. Stuttgart: Aladin, 2020.
Obwohl es sich klein und unscheinbar in der riesigen Stadt fühlt, bewegt sich das Kind beinahe trotzig im aufziehenden Schneesturm durch die großen Häuserschluchten. Der begleitende Text in der Du-Form ist eine einzige große Ermutigung – doch wer hier zu wem spricht, stellt sich erst nach und nach heraus. Fürsorge und tiefes Vertrauen machen dieses berührende Bilderbuch aus, dessen wunderbare Illustrationen sehr genau betrachtet werden müssen, will man den Ausgang der Geschichte erfahren.
Jan de Kinder: Keine Angst, großer Wolf. Aus dem Niederländischen von Eva Schweikart. Frankfurt a.M.: Fischer Sauerländer, 2020.
Unheimlich ist so ein Spaziergang durch den dunklen Wald, findet der große Wolf, doch der kleine geht unerschrocken und gut gelaunt vorweg, will er doch endlich seinem Vater die Angst vor seiner Freundin und deren Mutter nehmen. Wie tief verwurzelt diese ist, wird wenig später klar. Doch nicht minder klar ist, dass der kleine Wolf es wieder und wieder versuchen und mit seinem stillen Vertrauen den Vater Huckepack nehmen wird.
Davina Bell (Text) & Allison Colpoys (Illustration): Alfie und der Clownfisch. Aus dem Englischen von Salah Naoura. Berlin: Insel, 2020.
Obwohl er sich auf das Kostümfest gefreut hat, schreckt Alfie dann doch wieder davor zurück. Behutsam bietet ihm seine Mutter einen anderen schönen Tag und lässt ihn wissen, dass sie zu ihm steht. Ermutigend für Kinder, die ein bisschen länger brauchen und sich am besten entwickeln, wenn man sie nicht unter Druck setzt – ein wunderbar zartes Buch mit einer sehr starken Botschaft!
Simon Philip (Text) & Kate Hindley (Illustration): Hier kommt Harry! Aus dem Englischen von Uwe-Michael Gutzschhahn. Hildesheim: Gerstenberg, 2020.
Hoppeln, wenn alle hoppeln? Von Karotten träumen, weil das alle tun? Nein! Harry hat eigene Vorstellungen vom Leben! Als er endlich den anderen Hasen davon erzählt, erlebt er eine gewaltige Überraschung. Ein pfiffiges Buch, das alle, die es lesen, mit der Botschaft „Glaub an Dich!“ HUCKEPACK nimmt.
Barroux: Mein Papa, der Alleskönner. Aus dem Französischen von Andreas Illmann. Berlin: Schaltzeit, 2020.
Ist hier wirklich allein der Papa der Alleskönner? Nein! Schnell stellt sich heraus, dass er ohne seine kleine Superhelferin viel weniger gut zurechtkäme. Ein großartiges Bilderbuch, das in vielen kleinen Kapiteln liebevolle Alltagsszenen schildert, die ein Kind gestärkt aufwachsen lassen.
Chris Naylor-Ballesteros: Der Koffer. Aus dem Englischen von Uwe-Michael Gutzschhahn. Frankfurt a.M.: Fischer Sauerländer, 2020.
Wenn einer fremd ist und neu ankommt, was hat er dann wohl in seinem Koffer dabei, fragen sich die drei Tiere. Als der Neue von all den großen Dingen erzählt, die er angeblich dabei hat, werden sie misstrauisch. Doch dann beginnen sie zu verstehen ... Auf ihre eigene, ganz einfache Weise nehmen sie den Fremden bei sich auf.
Frauke Angel (Text) & Elisabeth Kihßl (Illustration): Ein eiskalter Fisch. Innsbruck/Wien: Tyrolia, 2020.
Ein toter Fisch, ein trauriger Junge – und ein Vater, der plötzlich merkt, wie mit großer Macht Gefühle über ihn hereinbrechen, die er sonst erfolgreich kontrolliert. Erst als er sie zulässt, kann er ganz für seinen Sohn da sein, der in der ungewohnten Umarmung des Vaters die Traurigkeit vergisst. Ein zutiefst berührendes Buch mit einer geschickt gesponnenen Geschichte, die viel Raum gibt, sich selbst darin wiederzufinden.
Sandra Niebuhr-Siebert (Text) & Lars Baus (Illustration): Mina entdeckt eine neue Welt. Hamburg: Carlsen, 2020.
So lange Mina sich in ihrem neuen Kindergarten und ihrer neuen Sprache fremd fühlt, ist alles um sie herum grau und trist. Doch mit zunehmendem Sprachvermögen wird ihre Welt immer bunter, ihr Zutrauen in sich selbst immer größer. So groß, dass sie schließlich die Ermutigung, die sie selbst von anderen erfahren hat, an ein Kind weitergeben kann, das wie sie neu und fremd und ohne Worte hier ankommt.
Marla Frazee: Kleiner Streuner. Aus dem Amerikanischen von Ebi Naumann. Stuttgart: Aladin, 2020.
Kleiner Streuner ist allein im Gehege. Als einziger Hund spielt er nicht mit, hält sich stets abseits. Dabei wäre er gern dabei! Ob er etwas ändern kann, wenn er den anderen alles wegnimmt und sich richtig wichtig macht? Hier sind kleine Leserinnen und Leser gefragt, den Hund HUCKEPACK zu nehmen, denn anscheinend findet das Buch zu keiner Lösung. Oder vielleicht doch? Tolle Geschichte mit hohem Aufforderungscharakter!
Jessica Love: Julian ist eine Meerjungfrau. Aus dem Englischen von Tatjana Kröll. München: Knesebeck, 2020.
Julian liebt Meerjungfrauen! Als er sich phantasievoll in den Vorhang seiner Großmutter hüllt, phantastisch als Meerjungfrau geschmückt, lässt ihr Blick zunächst nichts Gutes ahnen. Aber dann überrascht sie ihren Enkel mit einer besonderen Idee ... Ein großartiges Bilderbuch über Phantasie, Toleranz und Diversität – und nicht zuletzt ein herausragendes Beispiel für vorbehaltloses Angenommensein, das alle Kinder so erleben sollten.
Hans-Christian Schmidt (Text) & Andreas Német (Illustration): Eine Wiese für alle. Leipzig: Klett Kinderbuch, 2020.
Alle Schafe stehen auf einer Wiese, ein weiteres kommt von weit unterhalb der Steilküste in einem Boot daher. Alle können sehen, dass es dringend Hilfe braucht. Aber dazu müssten die anderen auf der Wiese ein bisschen zusammenrücken und ein wenig von ihrem Gras abgeben ... Stell dir vor, du bist ein Schaf, und du stehst dort mit den anderen. Was kannst du tun, um dem Schaf im Boot zu helfen? Ein aufrüttelndes Bilderbuch jenseits jeder Schonraumpädagogik, das in klaren und einfachen Szenen zeigt, wie jeder von uns zu einem guten Ende beitragen kann. Diese Geschichte macht nicht nur nachdenklich, sie nimmt uns alle Huckepack!
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Maren Bonacker, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Phantastische Bibliothek Wetzlar
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